PowerPoint-Präsentationen erinnern mich an Weißbrot: Dieser Klassiker ist aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Allerdings häuft sich in letzter Zeit auch die Kritik – gibt es nicht vielleicht gesündere Alternativen?

Am Weißbrot wird bemängelt, dass es nicht genügend Nährstoffe enthält und aufgrund der fehlenden Ballaststoffe auch nicht satt macht. Entsprechend werden PowerPoint-Präsentationen dafür kritisiert, dass sie oft oberflächlich eingesetzt werden und zu keinem nachhaltigen Lernerfolg führen.

Ist Prezi vielleicht eine Alternative zum Weißbrot PowerPoint?

Die Vor- und Nachteile von Prezi

Die Präsentationssoftware Prezi ist sehr schick – typisch sind die fließenden Übergänge zwischen Bausteinen, die ein sog. Zoomable User Interface (ZUI) bilden. Subjektiv bin ich der Meinung, dass diese Übergänge die Übersicht über die Struktur eines Themas erleichtern. Der rote Faden der Präsentation ist gut erkennbar.

Dass man nicht-linear präsentieren kann, ist ein weiterer Vorteil. Falls man zu einer vorigen Folie zurückspringen will, muss man sich nicht linear durch die Folien durchklicken wie in PowerPoint, sondern kann elegant raus- und an der passenden Stelle wieder reinzoomen.

Es gibt zahlreiche Vorlagen zur Auswahl, die mit ästhetischen Schriftarten und Farbkombinationen verführen. Das Einpflegen der eigenen Inhalte ist einfach, ebenso das Hinzufügen von Elementen.

Inzwischen sind aber einige Funktionen von Prezi kostenpflichtig, z. B. ist jede Präsentation, die man erstellt, öffentlich im Internet zugänglich, wenn man nicht das kostenpflichtige Abo kauft. Dies allein dürfte für einige Lehrende ein Ausschlusskriterium sein.

Außerdem finde ich die Anordnung der Bausteine und die Navigation durch die vielen fließenden Übergänge unnötig kompliziert. Hier braucht man schon etwas Zeit, um sich einzuarbeiten.

Ist Prezi besser als PowerPoint?

Bisher liegen keine Forschungsergebnisse vor, die einen Unterschied zwischen Prezi und PowerPoint nahelegen. Ich habe eine Studie gefunden, in der die Teilnehmenden eine positivere Rückmeldung zu Prezi gegeben haben.

Participants evaluated Prezi presentations as more organized, engaging, persuasive, and effective than both PowerPoint and oral presentations.

(Moulton, Türkay, & Kosslyn, 2017)

Der Lernerfolg war aber auch in dieser Studie bei allen Präsentationsformaten gleich. Prezi kann also scheinbar höchstens mit der Beliebtheit punkten.

Vielleicht ist Prezi ja die Brezel in unserer metaphorischen Präsentationssoftware-Bäckerei – ein beliebter Snack, der aber etwa die selben Nährstoffe enthält wie das Weißbrot.

Braucht man überhaupt eine Präsentationssoftware?

Eine Metaanalyse zeigte neulich, dass der Einsatz jeglicher Präsentationssoftware tatsächlich keinen Effekt auf den Lernerfolg zeigt – weder einen positiven noch einen negativen.

Vielleicht ist es wenig hilfreich, die Frage als Dichotomie, also als logischen Ausschluss zu formulieren. Denn der bisherige Einsatz von Powerpoint hat weder gross genutzt noch geschadet. Statt also ein Entweder-Oder zu postulieren, lohnt es sich zu fragen, wie Präsentationssoftware gewinnbringend eingesetzt werden kann. 

(Philipp, 2019)

Fazit: Wie sollte man also präsentieren?

Da keine Präsentationssoftware lernförderlicher ist als eine andere und der Einsatz jeglicher Präsentationssoftwares keinen eigenen Effekt hat, finde ich es wichtig, als Dozierende/r nach dem persönlichen Geschmack zu arbeiten. Denn das, womit man sich selber wohlfühlt, kann man auch am besten umsetzen – sei es nun eine PowerPoint, eine Prezi oder ein „Chalk-and-Talk“ ganz ohne Software.

Ob Weißbrot wirklich weniger gesund ist als Vollkornbrot, wird inzwischen auch in Frage gestellt. Es kommt vielleicht eben doch nicht auf das Brot an, sondern auf die Gesamtkombination.

Ebenso beim Vortrag: Für die Motivation und Lernförderlichkeit sorgen andere Faktoren, z. B. das Wecken von Aufmerksamkeit, verständliche Erklärungen oder aktivierende Zwischenfragen. Ich möchte Prezi trotzdem etwas öfter einsetzen und testen, ob ich den „Beliebtheitsfaktor“ auch aufdecken werde.

Dieser Beitrag erschien zunächst auf bach-teachandstudy.de.

Hier wird er mit Zustimmung der Autorin veröffentlicht.