Der amerikanische Autor David Foster Wallace erzählte in einer Rede einmal folgende Parabel.

There are these two young fish swimming along, and they happen to meet an older fish swimming the other way, who nods at them and says, “Morning, boys. How’s the water?” And the two young fish swim on for a bit, and then eventually one of them looks over at the other and goes, “What the hell is water?”

Vor der Krise war ich wie die jungen Fische – ich schwamm unbewusst in einem Meer aus Annahmen über die digitale Lehre. Und diese waren teils auch eher negativ: Im Januar hätte ich noch gesagt, dass ich mich eher ungern mit der Online-Lehre beschäftige.

Nicht, weil ich Angst davor hatte – mein Vater ist Informatiker und ich fühle mich schon immer wie eine „Digital Native“ (wenn es so etwas überhaupt gibt, da dieses Gefühl nicht auf alle Menschen meines Alters zutrifft!). Ich verwalte sieben Websites und habe mir deshalb auch etwas HTML beigebracht. Trotzdem war die digitale Lehre für mich etwas Langweiliges oder Trockenes, mein Herz schlägt eigentlich für zwischenmenschliche Begegnungen, Achtsamkeit und Selbstmitgefühl. Workshops zu eLearning-Tools anzubieten, schien mir im Vergleich kalt und trist.

Heute habe ich eine ganz andere Einstellung. Ich habe mich gleich zu Beginn der Pandemie intensiv mit Lehrvideos, mit Web-Seminaren, mit digitaler Lehre ganz allgemein beschäftigt – und habe gemerkt, dass es auch hier um menschliche Begegnungen geht. Man könnte sogar argumentieren, dass Achtsamkeit, (Selbst-)Mitgefühl usw. noch weiter in den Fokus rücken müssen, damit digitale Lehre wirksam sein kann, damit sie den Bedürfnissen der Lehrenden und Lernenden gerecht werden kann.

Wenn wir also darüber sprechen, wie ein Lehrvideo gestaltet sein sollte, oder inwiefern ein Web-Seminar aktivierend sein kann, dann geht es letztlich nicht darum, die coolsten neuen Tools und Tricks zu kennen. Diese sind immer nur ein Mittel zum Zweck. Und dieser lautet: Dozierende sollen in wenig Zeit effektive Mittel und Methoden implementieren, sodass ein möglichst empathischer, offener Austausch mit Studierenden stattfindet und diese sich nachhaltig weiterentwickeln.

Es ist letztlich nicht so wichtig, ob man dazu Mentimeter nutzt, Team-Based Learning, Zoom oder Webex oder die Tausend anderen Tools und Methoden, die uns um die Ohren fliegen. Diese Konzepte kann man sowieso nicht über einen Kamm scheren und bewerten. Die Didaktik und der Mensch müssen (wie schon immer!) im Zentrum der Diskussion stehen. Das ist das allgegenwärtige Wasser, das ich früher auch vage spüren konnte – wie die jungen Fische – aber jetzt erst in Worte fassen kann.

Dieser Post ist Teil der Blogparade: „Wandel oder gewandelt werden? Was der Wandel mit uns macht, und wie wir den Wandel gestalten“

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