Externen Anforderungen gerecht werden, die eigenen Ressourcen realistisch managen und vor allem noch lernförderlich und motivierend auf die Bedürfnisse der Lernenden eingehen? Die Planung guter Lehre ist schon kompliziert genug. Wie kann man es sich einfacher machen?

Eine Lehrstrategie vereinfacht die Planung

Eine Lehrstrategie ist im Prinzip ein Schema, das die Struktur, didaktischen Methoden und ggf. auch Inhalte der Lehre festlegt. Es gibt zahlreiche Lehrstrategien, und es lohnt sich, zumindest einen Überblick über einige sinnvolle Möglichkeiten zu bekommen. Denn so kann man, ausgehend vom Kontext der Lehrveranstaltung, eine passende Lehrstrategie wählen.

Fallbeispiel: Das Seminar zu PISA und Co.

Ich werde z. B. im kommenden Sommersemester eine Lehrveranstaltung mit dem Titel „Bildungssysteme im internationalen Vergleich“ an der Universität Freiburg halten. Im Modulhandbuch stehen nur zwei Stichpunkte zu den gewünschten Inhalten, ansonsten darf ich frei gestalten. Da ich zwei Gruppen parallel übernehmen soll, ist Blended Learning nötig, um Fahrtkosten einzusparen. Organisatorisch hat es sich angeboten, jede Gruppe im Zweiwochentakt zu sehen, das ergibt 7 Präsenztermine pro Gruppe. Die Prüfungsleistung muss schriftlich sein, ansonsten darf ich auch hier frei gestalten.

Nun stehe ich also vor der Aufgabe, ein sinnvolles Konzept für das Seminar zu finden. Was sollen die Studierenden bloß in den Onlinephasen tun? Welche Prüfungsleistung ist sinnvoll, und wie kann die Lehre die Studierenden darauf vorbereiten?

Die Lernziele zeigen den Weg

Ich stelle mir zunächst die Frage:

Was genau sollen die Studierenden nach diesem Seminar können?

Die Antwort im Modulhandbuch finde ich eher unbefriedigend. Die Studierenden sollen etwas über internationale Bildungssysteme lernen sowie über internationale Vergleichsstudien wie PISA. Das Problem hierbei: Der Studiengang ist eigentlich auf die Erwachsenenbildung ausgerichtet. Schulsysteme haben wenig berufliche Relevanz. AbsolventInnen des Studiengangs bekommen selten Stellen in der Lehrerbildung, Schulentwicklung o. Ä., denn dafür werden vorzugsweise LehrerInnen eingestellt.

Dennoch bildet das staatliche Bildungssystem die Grundlage für die Erwachsenenbildungs-Landschaft. Außerdem ist es für alle Bürgerinnen und Bürger relevant, da die Förderung künftiger Generationen allen am Herzen liegen sollte. Daraus ergibt sich aus meiner Sicht das erste Lernziel: Die Studierenden sollen die persönliche und berufliche Relevanz das Themas im Verlauf des Seminars erkennen und diskutieren.

Außerdem konnte ich herausfinden, dass die Studierenden noch keine Erfahrungen mit dem Schreiben wissenschaftlicher Texte haben werden. So ergibt sich für mich ein weiteres Ziel: Die Studierenden sollen in das Schreiben eines wissenschaftlichen Textes (inkl. der vorausgehenden Literaturrecherche) eingeführt werden.

Wenn die Studierenden eine Literaturrecherche durchführen, um anschließend einen Text über die Relevanz des Bildungssystems zu schreiben, dann gehen sie im Prinzip einen kleinen Forschungsprozess durch.

Ergebnis: forschendes Lernen

Nach diesem bottom-up-Prinzip kam ich auf die Idee, das Seminar nach der Lehrstrategie des forschenden Lernens zu gestalten.

„Forschendes Lernen zeichnet sich vor anderen Lernformen dadurch aus, dass die Lernenden den Prozess eines Forschungsvorhabens […] in seinen wesentlichen Phasen – von der  Entwicklung der Fragen und Hypothesen über die Wahl und Ausführung der Methoden bis zur Prüfung und Darstellung der Ergebnisse in selbstständiger Arbeit oder in aktiver Mitarbeit in einem übergreifenden Projekt –  (mit)gestalten, erfahren und reflektieren.“ (Huber 2009, S. 11)

In den Präsenzveranstaltungen werden Methoden des wissenschaftlichen Arbeitens vorgestellt. Die Studierenden üben diese in den Online-Phasen anhand von Forschungsfragen, die die Relevanz von Bildungssystemen und Vergleichsstudien ergründen. Die Prüfungsleistung ist ein Portfolio mit Mini-Hausarbeiten und Reflexionen zum Forschungsprozess.

Die Analyse der Lernziele offenbarte also eine sinnvolle Lehrstrategie und erleichterte somit meine weitere Planung.

Fazit: Eine Lehrstrategie verbessert die Qualität der Lehre

Die Wahl einer Lehrstrategie ist nicht nur ein Trick, um die eigene Planung zu erleichtern (obwohl das wirklich hervorragend funktioniert!). Indem sie eine Analyse der Lernziele erfordert, erhält die Lehrveranstaltung sogar mehr Relevanz und Stringenz. Es lohnt sich also, ein paar Lehrstrategien zu kennen und immer eine passende auszusuchen.

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Huber, L., Hellmer, J., & Schneider, F. (2009). Forschendes Lernen im Studium: Aktuelle Konzepte und Erfahrungen. Motivierendes Lehren und Lernen in Hochschulen. Bielefeld: UVW Univ. Verlag Webfiler.

Dieser Beitrag erschien zunächst auf bach-teachandstudy.de.

Hier wird er mit Zustimmung der Autorin veröffentlicht.