Kennen Sie das? Sie haben mehrere Stunden aufgebracht, um einen ordentlich Syllabus zu gestalten – aber das ganze Semester lang schreiben Ihnen Studierende Emails und fragen Sie Dinge, die im Syllabus stehen. 🤦‍♀️

Das kenne ich selbst nur allzu gut.

Um das Problem zu lösen, sollten wir einen Schritt zurücktreten und überlegen, welche Lernziele wir eigentlich für den Syllabus haben.

Denn im Prinzip ist dieser auch ein Inhalt, den wir unterrichten.

Meine Lernziele für den Syllabus lauten:

  1. Studierende können das Konzept der Lehrveranstaltung erklären.
  2. Studierende schlagen im Syllabus nach, bevor sie sich mit Fragen an mich wenden.
  3. Studierende halten sich an die Wünsche und Anforderungen, die ich im Syllabus aufgestellt habe.

Das Dokument an sich kann diese Lernziele nicht erreichen. Wir müssen etwas damit tun, damit die Studierenden dorthin kommen!

1. Konzept erklären können: Wir sollten die Studis bitten, Fragen zu stellen. Hier ist das Framing wichtig. Wir sagen nicht “Habt ihr Fragen?” sondern z. B. “Bringt zur ersten Sitzung bitte mindestens eine Frage zum Syllabus mit, die werden in Kleingruppen ( bei Padlet gesammelt und dann sprechen wir darüber.” So klären wir Missverständisse auf und schaffen Klarheit.

Dann muss das Wissen noch verankert werden: Wie wäre es mit einem spielerischen kleinen Quiz zum Syllabus, oder einem Spiel, wo geguckt wird, wer am schnellsten eine bestimmte Info nachschlagen kann?

2. Nachschlagen statt fragen: Diesen Wunsch sollten wir einfach ganz transparent machen. Erklären Sie den Studis, warum es so viel Zeit kostet, wenn dauernd dieselbe Frage gestellt wird. Sagen Sie, dass Sie Ihre Zeit lieber für Dinge benutzen, die die Lehre wirklich besser machen.

Wichtig ist hier auch, dass der Syllabus gut strukturiert und leicht zu lesen ist. Erinnern Sie die Studis an die Suchfunktion im PDF-Reader (oder STRG+F).

3. Sich an die Wünsche und Anforderungen halten: Relevanz spielt hier die Musik! Je transparenter es ist, wozu wir bestimmte Aktivitäten, Tools, Deadlines, Regeln etc. einsetzen, desto eher halten sich die Studierenden daran.

Indem wir ein Feedback zum Syllabus einholen, erhöhen wir die Chance, dass Studierende auch später bei allem mitspielen werden. Wir können z. B. alle anonym nennen lassen, worauf sie sich am meisten freuen und wo sie noch am meisten Unsicherheiten haben. Oder wir lassen sie den “muddiest point” brainstormen: Wo besteht noch am meisten Unklarheit?

Wenn wir klarmachen, dass wir grundsätzlich alles Mögliche tun, um den Studierenden gute Lehre zu bieten (aber dass eben auch nicht alles möglich ist), dann fühlen sich die Studis mehr wertgeschätzt und schätzen unsere Bemühungen wiederum mehr.

Wenn wir die Learning Outcomes rund um den Syllabus erreichen wollen, sollten wir also mit dem Dokument mehr tun, als es einfach auszuteilen (oder, noch schlimmer, Satz für Satz vorzutragen) und zu fragen, ob es Fragen gibt. Mithilfe von Aufgabenstellungen, Brainstormings, Quizzen, und Diskussionen können wir nicht nur sicherstellen, dass die Studierenden den Syllabus gelesen haben, sondern wir schaffen auch eine bessere Basis für die ganze Lehrveranstaltung.

Haben Sie schon mal etwas davon ausprobiert? Sind Sie zufrieden damit, wie Ihre Studierenden Ihren Syllabus nutzen?

Wir freuen uns über Ihr Feedback und Ihre Fragen! Sie finden uns auf Twitter oder in unserer Facebook-Gruppe.