Gastbeitrag von Bianca Morath

Als Studentin und angehende Bildungswissenschaftlerin hat unsere Praktikantin Bianca Morath eine spannende Perspektive auf die Hochschullehre, die sie hier für uns schildert.

Positive und negative Aspekte der Hochschullehre

Aktuell studiere ich Bildungswissenschaft und Bildungsmanagement im dritten Fachsemester an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg. Zudem habe ich vor Kurzem mein Pflichtpraktikum als Instructional Designerin begonnen.
In meiner Studienzeit habe ich bisher viel Interessantes erlebt, was mich reflektieren lässt über die aktuelle Situation an Hochschulen und was Dozierende tun können, um das Lehren und Lernen effektiver zu gestalten.

Im Verlauf meines Studiums habe ich bereits viele positive sowie negative Aspekte der Hochschullehre wahrgenommen. Der Studiengang Bildungswissenschaft und Bildungsmanagement befasst sich damit, wie Lehren und Lernen optimiert werden können. Aufgrund dessen legen viele unserer Dozierenden Wert auf anregende, motivierende Methoden für die Vorlesungs- und Seminargestaltungen. Ein zentraler Aspekt für mich als Studierende ist, dass die Struktur in den Vorlesungen gut erkennbar ist. Dies wird vor allem durch Transparenz gewährleistet, beispielweise durch vorgegebene Lernziele zu den jeweiligen Sitzungen. Somit wissen wir Studierende, was auf uns zukommt und worauf wir uns beim Lernen fokussieren sollten.

Eine Schwierigkeit innerhalb einiger Vorlesungen, die meine KommilitonInnen und ich immer mal wieder erleben, ist das Vortragstempo mancher Dozierenden. Zudem kommen meist vollgepackte PowerPoint-Folien dazu, welche innerhalb von einer Sitzung behandelt werden. Natürlich ist es schwierig, umfangreiche Themen in kurzer Zeit zu vermitteln, jedoch ist die Folge für uns Studierende, dass wir zu viele Inhalte in zu kurzer Zeit aufnehmen müssen und wir während der Veranstaltung von Minute zu Minute weniger mitbekommen. Deshalb empfinden wir es als äußerst notwendig, PowerPoint-Folien so zu gestalten, dass die Kernpunkte auf der Folie stehen, mehr aber nicht. Andernfalls bleibt der Fokus nur noch auf der Präsentation statt auf dem eigentlichen Inhalt, der vermittelt werden soll.

Aktivierende Lehrmethoden in der Sitzung und online

Bei einer Sitzung mit sehr viel Input ist es wünschenswert, auf weitere aktivierende Methoden zurückzugreifen, wie zum Beispiel die Flipped-Classroom Methode oder der Einsatz von mehreren Lernstopps, damit die Studierenden genug Zeit haben, sich mit den Inhalten auseinanderzusetzen.
In einer weiteren Veranstaltung, die mir besonders positiv im Gedächtnis blieb, gab es mehrmals eine kurze Partner- oder Einzelarbeit von zwei bis fünf Minuten nach einem inhaltlichen Input, in der wir die vorherigen Inhalte anhand von wenigen Fragen wiedergeben sollten. Somit wurde geprüft, wie viel wir Studierenden in den letzten 20-30 Minuten verstanden haben. Danach wurden die Fragen innerhalb des Plenums kurz besprochen. Diese Methode empfinde ich als sehr passend, besonders bei komplexen Themen, da offene Fragen während der Partnerarbeit oder während des Plenums geklärt werden können. Zudem ist die Monotonie, die sich schnell während einer Vorlesung einschleichen kann, dadurch dann keine wirkliche Gefahr mehr.

In Sachen Nachbereitung sind meiner Meinung nach Online-Tests oder Aufgaben bezüglich der aktuellen Sitzung sehr nachhaltig für das Lernen. In einer vorherigen Veranstaltung meines Studiums gab es nach jeder Sitzung einen Test als Nachbereitung, den wir im Learning Management System ILIAS beantworten mussten. Dieser Test wurde nicht benotet, er war lediglich ein Teil der Studienleistung und war für uns Studierende sehr nützlich, da wir unseren Wissensstand eigenständig überprüfen konnten. Somit waren wir uns im Klaren darüber, bei welchen Inhalten noch Lernbedarf bestand und welche Inhalte wir schon sehr gut verstanden haben. Zudem sind Online-Tests oder Aufgaben sehr praktisch für die Klausurvorbereitung, da man mit den Fragen bzw. Aufgaben sein Wissen jederzeit prüfen kann.

Fazit: Weniger ist mehr

Werden teure Ressourcen benötigt, um gute, motivierende Lehrmethoden einzusetzen? Die Antwort ist nein. Das Motto „Weniger ist mehr“ findet in diesem Kontext einen passenden Platz. Trotz mangelnder Zeit und Ressourcen können Sie mit simplen Methoden bereits sehr viel bewirken. Die Nutzung des Learning Management Systems der Universität kann sich als sehr nachhaltige Methode erweisen, um Ihre Studierenden auch außerhalb des Vorlesungsraumes beim Lernen zu unterstützen. Gute Lehrmethoden müssen nicht auf teuren Ressourcen basieren. Meist reicht es, wenn Sie Transparenz und Struktur in Ihre Veranstaltung miteinbringen. Aktivierende Methoden wie Vorwissensaktivierungen, Problemorientiertes Lernen und Flipped-Classroom können bereits dazu beitragen, Ihre Studierenden beim Lernen zu unterstützen und zu motivieren.

Die Uni Freiburg. Foto von AlterVista über Wikipedia unter der Lizenz CC BY-SA 3.0.

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