Gedanken von Ulrike Hanke

Im Moment habe ich das Gefühl, dass sehr viele Fragen offen sind:

  • Wie gehen wir in der Hochschule mit Tools wie ChatGPT um, die auf künstlicher Intelligenz basieren?
  • Wie entwickelt sich die Hochschule nach Corona-Pandemie nun weiter oder kehrt sie zurück zum Zustand davor?
  • Wie gehen wir als Gesellschaft mit dem immer spürbarer werdenden Fachkräftemangel um?
  • Wie gehen wir als Gesellschaft mit den sehr wahrnehmbaren Folgen der Globalisierung um?
  • Wie mit den Auswirkungen des Klimawandels?
  • Wie verhindern wir eine Spaltung der Gesellschaft?
  • Wie verhindern wir in Europa, dass die Abhängigkeit von den großen Techkonzernen in den USA und Asien immer stärker wird?
  • Usw.

Mich haben diese Fragen in den letzten Wochen dazu gebracht, mir endlich mal die Zeit zu nehmen, meine Gedanken dazu zu sortieren, was dies für die Hochschullehre bedeuten kann und sollte. Das Ergebnis, das ich keineswegs als „fertig“ bezeichnen möchte, präsentiere ich allen interessierten Leser:innen hier.

 

Ich gehe dabei von meiner Kritik an der derzeitig häufig praktizierten Form der Hochschullehre aus und formuliere anschließend, wie eine gute Hochschullehre im Jahr 2023 aus meiner Sicht aussehen könnte und begründe dies.

Meine Kritik an der Hochschullehre in der derzeitig häufig praktizierten Form

Meine Kritik am derzeitigen System lässt sich in fünf Punkten zusammenfassen (Mit Klick auf die Punkte erfahren Sie, was ich daran kritisiere und was ich fordere):

Kritische Fragen

  • Haben wir aus der Corona-Pandemie und den reinen Online-Semestern nichts gelernt, nicht auch die Vorteile und Stärken der Online-Lehre erkannt?
  • Wo sehen diese Hochschulen eine belastbare Begründung dafür, dass „zurück zur Präsenzlehre“ das einzig heilsbringende ist?
  • Was ist mit dem Metaverse? Müssen Studierende nicht auch lernen, sich in dieser Welt zu bewegen? Warum spielt es in der Hochschullehre quasi keine Rolle?

Begründungen meiner Kritik

Wir leben in einer Kultur der Digitalität (Stalder, 2016), in der die analoge und die digitale Welte komplett miteinander verwoben sind. Dies muss sich aus meiner Sicht auch in der Lehre zeigen. Studierende müssen nicht nur lernen, sich in der analogen Welt adäquat zu bewegen, sondern auch in der digitalen, bzw. genau genommen in der Kultur der Digitalität.

Zieht man außerdem Ergebnisse der Lehr-Lernforschung hinzu (Bohndick et al, 2021), ist die These, dass physischer Präsenzunterricht digitalen Lehrformaten überlegen ist, nicht haltbar. In der Tendenz zeigt die Forschung eine kleine Überlegenheit von Lehrformaten wie Blended Learning und Flipped Classroom hinsichtlich des kognitiv messbaren Lernerfolges gemessen mit Noten und Punkten in Tests. Diese Tendenz sollte auf der Grundlage bisheriger Forschungsergebnisse definitiv nicht überbewertet werden, aber auf jeden Fall lässt sich daraus keine Überlegenheit des physischen Präsenzunterrichtes ableiten, der die physische-Präsenz-first-Politik rechtfertigen würde.

Forderung

Ich bin deshalb der Auffassung, dass

  • wir auch an Hochschulen ein sinnvolles Miteinander der verschiedenen Formate benötigen, damit die Studierenden lernen, sich in der Kultur der Digitalität und damit in der analog-digital-vernetzten Welt professionell zu bewegen.
  • wir, solange noch keine tiefergehenden Forschungsergebnisse vorliegen, die augenscheinlichen Vor- und Nachteile der verschiedenen Lehrformate nutzen sollten, um informierte Entscheidungen darüber zu fällen, welches Lehrformat sich wofür am besten eignet.
  • wir auch virtuelle Welten (Stichwort Metaverse) in die Hochschullehre integrieren müssen.

Kritische Fragen

  • Benötigen wir als Gesellschaft wirklich vorwiegend „Fachidot:innen“, die keine Verantwortung für ihr eigenes Leben und die Gesellschaft übernehmen?
  • Wie stellen wir sicher, dass unsere Absolvent:innen in der sich immer schneller entwickelnden Welt auch längerfristig beschäftigungsfähig bleiben, und die Probleme der Zeit bearbeiten können?

Kritische Begründung

Fachwissen ist ohne Zweifel wichtig. Und jede:r Absolvent:in einer Hochschule sollte ohne Zweifel über ein großes Maß an Fachwissen verfügen. Aber dies kann nicht alles sein.

  1. Wir benötigen als Gesellschaft Menschen, die Verantwortung für die Gesellschaft und ihr eigenes Leben übernehmen, indem sie ihr Wissen zum Wohle der Gesellschaft einsetzen, ohne sich selbst dabei kaputt zu machen.
  2. Absolvent:innen von heute werden sich in einer Welt rasanter Entwicklungen und explodierendem Wissenszuwachs bewegen können müssen. Vermutlich werden sie in ihrem Leben viele verschiedene Jobs einnehmen. Sie müssen also auch lernen, in dieser Welt der rasanten Entwicklung am Ball bleiben zu können.

Forderung

Wir müssen an Hochschulen neben dem Fachwissen auch den kritischen Umgang mit Fachwissen üben, indem wir Fragen nach Werten und Haltungen/Überzeugungen diskutieren.

Außerdem müssen unsere Absolvent:innen Future Skills (Ehlers, 2020, Spiegel et al, 2021) erlernen: Angefangen bei der Fähigkeit zum lebenslangen Lernen über die Fähigkeit zur Selbstorganisation, zur Achtsamkeit hin zu den sogenannten 4-K-Kompetenzen (21st century skills, Schleicher, 2013) der Kreativität, Kollaboration, Kommunikation und kritisches Denken.

Kritische Fragen

  • Warum sollen alle Studierende eines Faches zum gleichen Zeitpunkt mit den gleichen Mitteln die gleichen Ziele erreichen?
  • Warum kann man hier nicht mehr Individualisierung zulassen und die Studierenden über sich hinauswachsen lassen?

Begründung für die Kritik

Mit dem Fokus auf das Erreichen vorgegebener Kompetenzen werden manche Studierenden überfordert, andere unterfordert und eine kreativere, individuellere Beschäftigung mit den Inhalten wird unterbunden. Studierende werden in ihrer Entwicklung damit nur bedingt gefördert, weshalb Potential verloren geht.

Forderung

Wir sollten stattdessen die Kompetenzorientierung in Richtung einer Entwicklungsorientierung (Burk & Stalder, 2022) weiterentwickeln. Das heißt aus meiner Sicht nicht, dass wir die Kompetenzorientierung aufgeben und dadurch beliebig werden in dem, was die Studierenden lernen sollen. Aber wir sollten stets auch individuelle Ziele der Studierenden berücksichtigen, individuelles Entwicklungspotential erkennen und Wahlmöglichkeiten lassen. Konkret heißt dies Hochschullehre muss individualisierbarer werden.

Ich finde den häufig wahrnehmbaren Fokus auf Prüfungen statt aufs Lehren-Lernen verfehlt.

Diese Fokussierung aufs Prüfen wird aus meiner Sicht gerade durch die aktuellen Debatten hinsichtlich des auf künstlicher Intelligenz beruhenden Sprachmodells ChatGPT sehr deutlich: Statt zu überlegen, wie wir ChatGPT für die Lehre gut nutzen können, wird darüber diskutiert, wie Prüfungen künftig noch gestaltet werden können.

Kritische Fragen

  • Warum fragen die Studierenden heute immer noch mehr danach, wie die Prüfung aussehen wird, als was sie in einer Lehrveranstaltung lernen können?
  • Warum meinen wir als Lehrende nur das in der Lehre thematisieren zu müssen, was wir auch prüfen können und vergessen deshalb z.B. die so wichtige und relevante Diskussion über Werte und Verantwortung?

Begründung der Kritik

Der Fokus aufs Prüfen verstellt den Blick dafür, dass wir als Lehrende eigentlich für die Studierenden da sein und sie in ihrer Entwicklung und in ihrem Lernen unterstützen sollten, dass wir sie eigentlich darin unterstützen sollten, ihr volles Potential zu entfalten. Stattdessen diagnostizieren wir zu einem gegebenen Zeitpunkt, stellen dann das „Zeugnis“ aus, wie weit sie gekommen sind und lassen sie dann alleine.

Forderung

Ich wünsche mir, dass möglichst viele Lehrende ein sogenanntes Growth Mindset (Dweck, 2006) übernehmen. Damit ist gemeint, dass sie die grundlegende Einstellung übernehmen, dass Lernerfolg wesentlich auch durch Anstrengung und Engagement sichergestellt wird und nicht nur durch Intelligenz und den sozioökonomischen Hintergrund von Studierenden.

Ich wünsche mir, dass Lehrende die Einstellung eines „not yet“ (Sliwka & Klopsch, 2022) übernehmen, d.h. Studierende, die die Ziele noch nicht erreicht haben, stets vermitteln, dass sie es „noch nicht“ können, und ihnen die Möglichkeit zur Überarbeitung und zur Weiterarbeit geben, anstatt sie einfach mit einer Note abzustrafen.

Ich wünsche mir, dass Lehrende ein grundsätzlich positives Menschenbild haben (Klein, 2022), erkennen, dass Studierende nicht per se faul sind, sondern eigentlich an der Hochschule sind, weil sie lernen wollen. Klar wollen sie nicht alles lernen, was sie im Studium lernen müssen, aber vielleicht können wir als Lehrende dafür ja auch Verständnis aufbringen, weil es uns auch so ging? Vielleicht können wir ihnen auch den Weg ebnen und aufzeigen, warum es relevant ist und es ihnen dadurch erleichtern, auch das zu lernen, was sie zunächst nicht lernen wollen?

Kritische Fragen

Warum werden noch immer Noten vergeben, ja sogar verteidigt,

  • wo die Forschung doch längst gezeigt hat, dass Noten erstens keine Wirkung wie Motivierung haben, noch objektiv oder valide sind? (Brookhart et al, 2016, Nölte & Wampfler, 2021)
  • wo viele Personalverantwortliche sich längst davon verabschiedet haben, Noten als Kriterium für Bewerber:innen zu nutzen? (Metzger, 2018)

Begründung der Kritik

Die Forschung rund um die Wirksamkeit und Objektivität, sowie Validität von Noten ist bereits sehr alt und aus sozialwissenschaftlicher Sicht sehr belastbar: Die Vergabe von Noten führt weder dazu, dass Lernende sich mehr anstrengen (Pink, 2010), noch sind sie objektiv oder valide (Brookhart et al, 2016, Nölte & Wampfler, 2021). Vielmehr führen Noten z.T. sogar eher dazu, dass Lernende resignieren. Und nachweislich führen sie dazu, dass Lernende sich viel weniger darum kümmern, was sie gut gemacht haben und wo sie noch Schwächen haben. Noten taugend deshalb als Feedback überhaupt nicht und unterstützen das fortlaufende Lernen überhaupt nicht.

Forderung

Ich wünsche mir deshalb, dass Noten endlich abgeschafft werden und stattdessen ein Fokus auf qualitatives Feedback gelegt wird, welches das Weiterlernen fördert.

Um Leistungen nach außen sichtbar und z.B. auch für Bewerbungen aufzeigen zu können, kann ich mir vorstellen, dass Studierende von Beginn ihres Studiums an, dazu aufgefordert werden, ihren Lernfortschritt durch ein individuelles Portfolio zu dokumentieren. In diesem Portfolio können sowohl Reflexionen über das eigene Lernen abgelegt werden, ebenso wie Produkte, die im Laufe des Studiums entstanden sind, z.B. Projektberichte, Essays, Videos, Entwürfe etc. Für eine Bewerbung können die Studierenden dann später einzelne Reflexionen und/oder Produkte zugänglich machen.

Außerdem sollten die Studierenden auch schon in ihrem Studium dazu aufgefordert sein, ihre Arbeitsergebnisse immer wieder auch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, sei dies durch Vorträge, Zeitungsartikel oder in Form von Social Media-Beiträgen.

Mein Bild guter Hochschullehre im Jahr 2023

Bitte klicken Sie auf die Kriterien, die Sie interessieren. Sie erfahren dann, was ich damit genau meine und warum ich dies für wichtig halte.

Die wesentliche Basis guter Lehre liegt darin, dass Lehrende ein positives, wohlwollendes Menschenbild (Klein, 2022), ein Growth Mindset (Dweck, 2006) und die Haltung „not yet“ (Sliwka & Klopsch, 2022) haben. Wenn sie dies haben, so werden sie in ihrer Lehre automatisch entwicklungsorientierter (Burk & Stalder, 2022) agieren und reagieren. Sie werden Studierenden weniger misstrauisch („Die suchen ja immer nach Wegen zu schummeln oder den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen.“) gegenübertreten, sie weniger für „faul“ halten, ihnen fürs Weiterlernen förderliches Feedback geben, weniger auf die Ergebnisse als mehr auf die Prozesse achten. Im Sinne der Entwicklungsorientierung unterstützen sie jede:n Studierenden bestmöglich.

Warum?

  • Weil man als Lehrende:r Studierenden so die Entwicklungsfähigkeit zuspricht
  • Weil so jede:r Studierende sein/ihr größtmögliches Potential ausschöpfen kann
  • Weil es die Basis für eine gute Beziehung in der Lehre ist, die nachweislich wiederum die Basis für erfolgreiches Lernen in Lehrveranstaltungen bildet

Gute Lehre nutzt die Möglichkeiten aus der analogen wie auch der digitalen Welt und kombiniert in diesem Sinne Online-Lehrformate mit der physischen Präsenzlehre und nutzt die Vorteile, die die unterschiedlichen Formate bieten, durch geschickte Kombination aus.

Warum?

  • Studierende müssen heute lernen, sich sowohl in der analogen ebenso wie in der digitalen Welt zu bewegen.
  • Sie müssen auf ein Leben in der Kultur der Digitalität vorbereitet werden.

Gute Lehre fokussiert inhaltlich nicht nur Fachwissen, sondern integriert auch die Arbeit an ethischen Fragestellungen und Werten sowie die Arbeit an Future Skills. Dabei wird die Arbeit an Future Skills nicht ausgelagert in Extra-Lehrveranstaltungen, sondern wird in die fachwissenschaftlichen Seminare integriert (vgl. https://nextskills.org/future-skills-learning-space/). Wichtig ist allerdings, dass dies nicht nur als „Learning by doing“ umgesetzt wird, wie das heute oft der Fall ist, sondern dass auch in den fachwissenschaftlichen Lehrveranstaltungen durchaus explizit thematisiert wird, wie z.B. gute Kooperation erfolgt oder indem Kreativitätstechniken explizit zum Thema werden.

Warum?

  • Weil wir Menschen brauchen, die Verantwortung übernehmen und die großen Probleme der Zukunft verantwortungsvoll lösen sollen

Jede Lehrveranstaltung hat dabei im Sinne des Deeper Learnings (Sliwka & Klopsch, 2022) mehr oder weniger explizit drei Phasen:

  1. Die Phase der Wissensvermittlung
  2. Die ko-kreative, ko-konstruktive Phase des Anwendens
  3. Die Phase der authentischen Anwendung

Warum?

  • Weil die Basis für tiefes Verständnis immer gutes Fachwissen ist.
  • Weil durch Wissensvermittlung alleine, aber weder ethisches Handeln oder  Werte, noch Future Skills gelernt werden.

Die Phase der Wissensvermittlung endet dabei immer mit einem erfolgreich erbrachten Test, der sicherstellt, dass die Studierenden über das relevante Basiswissen verfügen. In diesem Sinne ist dieser Test einerseits ein k.o.-Kriterium, um in die folgende Phase einzutreten. Auf der anderen Seite sollte dieser Test für jede:n Studierenden so oft wiederholbar sein, bis er oder sie ihn erfolgreich erbracht hat. Damit wird die Entwicklungsorientierung (Burk & Stalder, 2022) als Grundprinzip der Lehrveranstaltung sichergestellt.

Warum?

  • Weil jede:r Hochschulabsolvent:in gesichertes Fachwissen benötigt.

Für jede Lehrveranstaltung werden angestrebte fachliche und ethische Kompetenzen sowie Future Skills als Ziele definiert und den Studierenden auch mitgeteilt. Im Sinne der Entwicklungsorientierung (Burk & Stalder, 2022) formulieren die Studierenden aber schon zu Beginn der Lehrveranstaltung, wenn möglich im Austausch mit den Lehrenden, auch eigene Ziele, überprüfen deren Erreichen fortlaufend und passen sie auch fortlaufend an (Sliwka & Klopsch, 2022).

Warum?

  • Weil ohne individuelle Zielsetzung Chancen für leistungsstärkere Studierende verschenkt werden.

Insgesamt ist die Lehrveranstaltung entwicklungsorientiert gestaltet, indem sie ein hohes Maß an Autonomie (in der Terminologie des Ansatzes des Deeper Learnings: Agency mit Choice und Voice, vgl. Sliwka & Klopsch, 2022) ermöglicht. Dies zeigt sich einerseits in den Zielen, die sich die Studierenden zusätzlich zu den Zielen der Lehrveranstaltung setzen. Andererseits zeigt es sich auch in möglichst viel Individualisierung: So werden den Studierenden z.B. Wahlmöglichkeiten gegeben, wie sie sich Wissen aneignen lassen, wie vertieft sie sich mit einem Thema beschäftigen oder welche konkrete Fragestellung sie im Laufe der Lehrveranstaltung verfolgen möchten.

Warum?

  • Weil Menschen, wenn sie Verantwortung übernehmen, am leistungsfähigsten sind (McGregor, 1957)
  • Weil Verantwortung übertragen zu bekommen, stets motiviert (McGregor, 1957)

 

Am Ende der Lehrveranstaltung haben alle Studierenden alleine oder in Gruppen ein oder mehrere eigene Produkte entwickelt, mit denen sie zeigen, dass sie, bzw. in welchem Maße sie die Ziele der Lehrveranstaltung erreicht haben. Solche Produkte sind die „Ergebnispräsentation“ der Fragen und Projekte, an denen die Studierenden gearbeitet haben. Es sind authentische Produkte, also z.B. wissenschaftliche Beiträge, Blogposts, Socia-Media-Beiträge, Videos, Podcasts, Präsentationen, Poster etc.).

Warum?

  • Solche Produkte sind authentischer als Klausuren oder Seminararbeiten
  • Durch solche Produkte wird die Arbeit mit Tools wie ChatGPT sinnvoll, aber ChatGPT kann ohne Vorarbeit der Studierenden hier kein gutes Ergebnis liefern
  • Mit solchen Produkten können Studierende beginnen, sich eine eigene Community auf Social Media aufzubauen, was für die spätere Jobsuche sehr relevant ist
  • Solche Produkte können später auch Bewerbungen beigelegt werden

Dementsprechend besteht ein großer Teil der Lehrveranstaltung (Phasen 2 und 3) aus der Arbeit an diesem oder diesen Produkten. Dabei präsentieren die Studierenden immer wieder Zwischenstände ihrer Produkte, erhalten Feedback und haben dann die Möglichkeit sie weiter zu verfeinern und zu optimieren. Hier gilt das Prinzip „not yet“ (Sliwka & Klopsch, 2022), d.h. es wird aufgezeigt, was „noch nicht“ gut ist, aber es besteht jeweils die Möglichkeit der Überarbeitung, so dass jede:r Studierende so lange an seinen Produkten arbeiten kann, bis er oder sie damit zufrieden ist.

Warum?

  • Weil dadurch die Studierenden individuell gefördert werden
  • Weil so jede:r Studierende die Ziele erreichen kann, kein:r aufgegeben wird
  • Weil das Ziel von Hochschullehre nicht ist, die Defizite der Studierenden aufzuzeigen, sondern sie zu befähigen

 

Bei der Arbeit am Produkt kommen ganz selbstverständlich alle Möglichkeiten der digitalen Welt zum Einsatz, z.B. auch KI-basierte Tools wie ChatGPT. Da der Fokus in der Lehrveranstaltung aber nicht auf dem Produkt, sondern auf dem Prozess liegt, die Studierenden fortlaufend an diesen Produkten arbeiten, immer wieder Zwischenstände präsentieren und Feedback dazu erhalten, schmälert dies die Leistung der Studierenden nicht. Vielmehr werden die Studierenden, die solche Tools nicht einsetzen, später eher ein schlechteres Produkt vorweisen können, da sie Zeit für Dinge investieren mussten, die andere an die KI delegiert haben.

Warum?

  • Weil digitale Tools auch im Arbeitsleben später kompetent genutzt werden müssen

Die fertigen Produkte können ggf. auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht oder je nach Produkt auch in der analogen Welt oder digitalen Welt präsentiert werden.

Warum?

  • Weil hierdurch die Aufgaben in der Lehrveranstaltung bedeutungsvoll und sinnvoll werden.

Außerdem werden diese Produkte dann in das jeweils individuelle Portfolio der Studierenden übernommen, welches diese vom ersten Semester führen und aus welchem sie später auch ein Bewerbungsportfolio erstellen können.

So lange es noch die Verpflichtung für uns Lehrende gibt, Noten zu vergeben, nehmen wir dann die letzte Version des Produktes als Prüfungsleistung und vergeben dafür eine Note – was hoffentlich bald der Vergangenheit angehört. Da wir den Prozess eng betreut haben, sind zum Zeitpunkt der Abgabe alle Produkte in der Form, dass sie zumindest bestanden sind – ansonsten wären sie noch nicht abgegeben worden.

Warum?

  • Weil potentielle Arbeitgeber:innen durch eine Bewerbung mit Produkten viel genauer erkennen können, wozu die Bewerber:innen in der Lage sind als durch Noten

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