Falls Sie sich fragen, wer hinter dieser Website steckt, dann sind Sie hier richtig. Als ich im Oktober 2018 offizielles Teammitglied bei „Hanke Teachertraining“ geworden bin, habe ich die Gelegenheit genutzt, um Ulrike gründlich zu ihrer Tätigkeit auszufragen. In diesem Interview unterhalten wir uns über ihre Einstellungen und Werte als Dozentin in der Hochschul- und Bibliotheksdidaktik, ihre Pläne für die nächsten Jahre und die Besonderheiten, die die Mischung zweier Zielgruppen mit sich bringt.

[Ursprünglich erschienen am 15. Januar 2019 auf hanke-teachertraining.de]

Nina: Uli, nach vielen Jahren des Forschens und Lehrens an der Uni Freiburg und PH Freiburg hast Du Dich 2014 selbständig gemacht, um Workshops und Lernmaterialien für Hochschullehrende anzubieten. Was hat Dich dazu bewegt?

Uli: Ausschlaggebend dafür waren zwei Dinge: Erstens war es mir ein Bedürfnis, die Dinge, mit denen ich mich an der Uni und der PH mehr als 10 Jahre (mit dem Studium zusammen 17 Jahre) beschäftigt habe, in die Praxis zu tragen und dadurch die Lehre zu verbessern und Lehrenden das Lehren zu erleichtern. Und zweitens, wenn ich ehrlich sein darf, waren es auch die Rahmenbedingungen des Arbeitens in der Wissenschaft, die mich mit ihren ewig befristeten Verträgen einfach mürbe gemacht haben. Ich hätte mich nun auf eine Professur bewerben müssen und dafür weitere Jahre der Unsicherheit, der Vertretungen hier und da ertragen müssen. Dazu war ich nicht mehr bereit.

Nina: Ich denke, Letzteres ist ein bekanntes Problem unserer Hochschullandschaft. Ich hätte auch keine Lust auf jahrelang befristete Verträge… Nun schaust Du also in die Praxis und Dir ist es wichtig, Lehrenden Unterstützung für ihren Lehralltag anzubieten. Wie stellst Du sicher, dass diese Unterstützung wirklich praxistauglich ist?

Uli: Das versuche ich durch verschiedene Bausteine sicherzustellen. Erstens versuche ich selbst, den Kontakt zur Lehrpraxis mit Studierenden nicht zu verlieren, sodass ich auch am eigenen Leib erfahre, was funktioniert, was nicht. Deshalb führe ich selbst regelmäßig Lehrveranstaltungen mit Studierenden durch. Zweitens stehe ich in den Weiterbildungen und über meine Social Media-Kanäle ständig in Kontakt mit vielen Lehrenden, sodass ich recht nah an dem dran bin, was sie bewegt. Und drittens versuche ich meine Weiterbildungen nach allen Regeln der „Didaktik-Kunst“ zu gestalten:

  • Ich nehme Wünsche der Teilnehmenden auf und gehe darauf ein, soweit das irgendwie möglich ist.
  • Ich gestalte meine Weiterbildungen so, dass sie eine Art Beispiel für Lehrveranstaltungen sind.
  • Ich berichte aus der Praxis.
  • Ich frage nach der Praxis der Teilnehmenden.
  • Ich lasse in den Veranstaltungen an konkreten Fragen aus der Praxis arbeiten.
  • Und wenn mir das meine Auftraggeber ermöglichen, versuche ich, Follow-up-Treffen nach den Veranstaltungen zu implementieren, oder besuche meine Teilnehmenden in ihrer Praxis.
  • Außerdem nehme ich die Evaluationsergebnisse ernst und optimiere meine Weiterbildungsveranstaltungen fortlaufend, um den Wünschen und Bedürfnissen der Teilnehmenden gerecht zu werden.

Nina: All das leistest Du inzwischen für zwei ganz unterschiedliche Zielgruppen. Zum einen für Hochschuldozierende, und seit 2006 auch für Bibliothekarinnen und Bibliothekare, die ja an ihren Bibliotheken auch Führungen und Schulungen durchführen müssen. Wie kamst Du auf die Idee, dass es dort auch einen Bedarf gibt?

Uli: Wie das Leben so spielt… das war ein Zufall in der Zeit, in der ich noch an der Uni Freiburg gearbeitet habe. Ein Kollege hatte damals schon begonnen, Weiterbildungen zum Thema Didaktik für Bibliothekarinnen und Bibliothekare anzubieten. Und er war bei einem Termin verhindert. Also hat er mich gefragt. Und so war ich Anfang 2006 das erste Mal an der UB Heidelberg und habe eine Weiterbildung im Bereich Bibliotheksdidaktik gegeben. Dann kam ein weiterer Zufall dazu, nämlich dass ein Fachreferent der UB Freiburg an unser Institut kam und Interesse signalisierte, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der UB Freiburg zu schulen. Und so kam dann eine Kooperation zwischen ihm und mir zustande. Wir haben einiges zusammen publiziert und geben noch heute zusammen Workshops im Bereich Teaching Library und Bibliotheksdidaktik. Also eigentlich Zufall 😉. Aber in den letzten Jahren ist der Bedarf in diesem Bereich sehr stark gestiegen, was mich natürlich freut.

Nina: Inzwischen gehört es also zu Deinem Alltag, sowohl in der Hochschuldidaktik als auch in der Bibliotheksdidaktik tätig zu sein. Was ist für Dich das Besondere an dieser Mischung?

Uli: Das macht es schlicht und einfach abwechslungsreich. Die Zielgruppen sind unterschiedlich, die Voraussetzungen, unter denen sie arbeiten auch, aber die Didaktik unterscheidet sich wiederum gar nicht so sehr. Die Hochschuldidaktik fordert von mir, dass ich auch viel lese und bei den neueren Publikationen auf dem Laufenden bleibe. In der Bibliotheksdidaktik ist das bekannte Wissen noch lange nicht so groß, da kann ich dagegen NOCH mehr innovativ sein.

Nina: Und, welche Innovationen hast Du gerade im Blick?

Uli: Das ist so mein Problem: Meist spukt mir so viel im Kopf rum, so dass ich oft gar nicht so genau sagen kann, was es ist. Ich denke auf jeden Fall über einen weiteren Online-Kurs mit dem Arbeitstitel „Handwerkszeug in der Bibliotheksdidaktik“ nach. Der ist, so denke ich, längst überfällig. Außerdem möchte ich einen E-Mail-Kurs zum Entwickeln von kleineren Bibliotheken als Teaching Libraries entwickeln und dann ist da noch die Idee für ein Buch mit dem Fokus auf die typischen One-Shot-Bibliotheksveranstaltungen. Und natürlich möchte ich weitere Web-Seminare anbieten… leider hat mein Tag nur 24 Stunden 😉, aber zum Glück habe ich nun ja Dich, Nina, als meine tatkräftige Unterstützerin. Was würdest Du denn davon gerne als erstes gemeinsam mit mir in Angriff nehmen?

Nina: Oha, Rollentausch! 😀 Also, ich denke, ein Online-Kurs zum Thema „Handwerkszeug in der Bibliotheksdidaktik“ wäre so vielseitig, dass er möglichst vielen im Alltag helfen könnte. Damit könnten wir gerne anfangen. An den One-Shot-Bibliotheksveranstaltungen sind wir ja gerade mit unserer Blog-Reihe dran, vielleicht ergibt sich ein Buch daraus, wenn wir da „durch“ sind. Dann aber noch die letzte Frage für dieses kurze Interview, bevor wir zu sehr in unseren Plänen abschweifen 😊 :

Du arbeitest ja zunehmend mit digitalen Medien in unterschiedlichen Formen wie den sozialen Medien, Online-Kursen und Web-Seminaren und auch Deinen Blended-Learning-Workshops… Wie geht es Dir mit dieser Entwicklung? Was gefällt Dir am digitalen Kontakt mit Deinen Zielgruppen? Und welche Chancen oder Herausforderungen siehst Du wiederum für Hochschuldozierende und BibliothekarInnen im digitalen Umgang mit ihren eigenen Zielgruppen?

Uli: Mir gefällt daran, dass ich manche Dinge etwas aus der Präsenzzeit auslagern kann, nicht mehr immer wieder gleiche Inputs geben muss und meine Teilnehmenden dadurch in der Präsenz schon an konkreten Herausforderungen arbeiten können. Dadurch wird es in den Blended Learning-Veranstaltungen viel praktischer. An den sozialen Medien gefällt mir der unkomplizierte Austausch, die schnelle Unterstützung am Point of Need und dass ich mich quasi nebenbei auch selbst weiterbilden kann.

Als Herausforderung für die Dozierenden an Hochschulen und die BibliothekarInnen sehe ich vor allem die eigene Scheu und vielleicht eine gewisse, für mich völlig nachvollziehbare Unsicherheit im Umgang mit den digitalen Lehr-Lern-Formen. Es erscheint am Anfang so, als sei dies viel aufwändiger. Man hat vielleicht auch Scheu, vor die Kamera zu treten oder etwas in den Sozialen Medien kundzutun. Diese Hürde muss man aber, so ist meine ganz persönliche Erfahrung, einmal überwinden, dann wird man vermutlich bald die Vorteile schätzen lernen.

Nina: Wenn Du es schaffst, schaffen andere es auch. Uli, vielen Dank für Deine Zeit und dieses spannende Gespräch!

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